Tan Reise 2018 Teil 8 Tadschikistan (vorläufiges) Ende
- thatsmyownway
- 10. Juli 2018
- 19 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Apr. 2022
08.07.2018: Yamchun
Wieder geht ein sehr schöner Tag zu Ende. Ich bin nur 40 Kilometer gefahren. Ich habe absichtlich noch mal die Geschwindigkeit runter geschraubt, habe viel fotografiert. Das Wakhan Tal ist ja der ursprüngliche Grund für diese Reise gewesen und es hat mich bis jetzt auch nicht enttäuscht.
Ich habe nette Leute kennengelernt und die Landschaft genossen. Die Bewohner sind unglaublich freundlich und aufgeschlossen und viele Menschen sprechen Englisch oder sogar Deutsch.
Wakhan



Tankstelle:





die einzigen kläglichen buddhistischenÜberreste im Wakhan Tal










Hier gibt's heiße Quellen. Es wurde dafür ein Badehaus errichtet. Männer und Frauen Baden getrennt, dafür ordentlich nackt und so sind wir alle nebeneinander gesessen: Tadschikische Einheimische und wir Touristen, aus den USA: Wilson der siebzehnjahrige Amerikaner, der nach der High-school meint, er muss jetzt die Welt auf eigener Faust entdecken und mit dem Motorrad, das er in Bishkek auf dem Bazaar gekauft hat, durch die Tan -Staaten fahren; ein richtiger junger Bad Ass Traveller. Ich bin wirklich froh, dass es noch junge Leute gibt die so reisen. George, aus WashingtionDC, 56 Jahre der für den Staat irgendwas mit Futures und Krypto Währungen macht, aber sich jedes Jahr für sechs Wochen losreißt um seiner Familie, er hat zwei Kinder mit 14 und 16 Jahren, die Welt zu zeigen. Und dann war da noch ein Österreicher dabei, der froh war seinen Körper in das heiße Wasser einzutauchen und anregende Gespräche zu führen
George hat mir dann am Abend erzählt, dass sie ebenfalls an den Dewoo, mit der Motorpanne vorbei gefahren sind, und versucht haben, den drei jungen Leuten zu helfen. Es hat sich herausgestellt, dass sie nicht Motoröl verloren hatten und die Ölwanne aufgerissen war, sondern das Gehäuse mit dem Getriebe aufgerissen worden war. Sie haben auch versucht, dass ganze mit meinem Metallkleber zu lösen. George weiß aber nicht, wie es weitergegangen ist. Er hat aber den Kontakt zu der Frau der Truppe. Er hat versprochen, mir Bescheid zu geben, wenn er erfährt wie alles ausgegangen ist.
Am Hof vor dem Hotel habe ich noch die passende Beilagscheibe für meinen Helmvisier gefunden. Fast wie neu. Alles fügt sich wieder zusammen.

10.07.2018: Chorugh (Khorog)
Ich habe in einem" Luxushotel "eingecheckt. Ein echt schönes Zimmer mit eigenem Bad und Klimaanlage. 30$ und ein Frühstück ist auch dabei. Es gibt einen kleinen Garten, ein Café und Fifi hat auch einen sicheren, wenn weitaus einfacheren Platz bekommen.
Die Herfahrt war wieder einmal wunderbar. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich das Wakhan Tal noch so weit zieht und die Straße war auch, wenn auch schlecht, asphaltiert.
Leider hat es Fifis Nummerntaferl zerfetzt. Ich kann wieder mal froh sein, dass ich es nicht ganz verloren gegangen habe. Es hing nur mehr eher schlecht als recht, an einer Schraube.

Die Straßenbegegnungen von heut waren echt nett, bis sehr...seltsam. Eine spanische Fahrradfahrerin, mit der es echt nett war zu plaudern, ein deutsches Pärchen, das mich regelrecht stehen gelassen hat. Ich, stehengeblieben, das Visier komplett offen:" Hallo"" Das Mädel zu ihrem Partner zugewandt: Wie bleiben eh nicht stehen, oder ".......Und weg waren sie.
Zwei polnische Mädels auf ihren Fahrrädern. Die eine ist dann angepisst weitergefahren, weil,sie es nicht packen konnte, dass ich mich mit der anderen über Motorräder unterhalten haben.
Gestern am morgen nochmals in den heißen Quellen gewesen. Dieses mal in den anderen Räumlichkeiten, in jenen, die am gestrigen Tag, den Damen vorenthalten war. Diese waren viel schöner. Das Bad wirkte mehr wie eine natürliche Höhle mit natürlichen Duschen. Das Becken war ebenfalls tiefer und damit viel angenehmer.
Danach war es nicht leicht, sich wieder los zu reißen. Es war ein gemütlicher Ort und das Baden im heißen Wasser hat mein Blutdruck in den Keller fallen lassen.
Also fuhr ich erst gegen Mittag los und war gegen 16:00 an meinem Ziel, knappe 80 Kilometer, in Ischkoschim, angekommen. Die vielgelobte Unterkunft war gar nicht mal so toll und der Preis happig. Also haben ich das erste Mal auf dieser Reise so richtig gehandelt. Letztendlich habe ich mir mit Wilson, der hier auch eingecheckt hat, ein " Zimmer" geteilt. 10 $ pro Person Es standen zwei Betten im Raum.......that's it, nichts zum Abstellen, kein Haken oder Ähnliches und die Tür hatte erst gar kein Schloss eingebaut. Die Toilette am Hof war ziemlich angeschissen und Klopapier gab es auch keines. Abendessen und Frühstück waren zumindest dabei und das war auch gut.
Die Fahrt war wieder wunderbar und konnte auf den letzten Kilometern mit aspahltierter Straße überraschen.
Wilson: Wilson treffe ich diesem Tal immer wieder, da wir beide oft stehen bleiben. Das erste mal habe ihn getroffen, als er bei einer besonders schönen Stelle des Tales am Rande des Flusses gesessen ist und einfach mit einem Grinser da gesessen ist. Wie ich mich ihn genähert habe, hat er gemeint:" Its gorgeous, isn't it" Ich habe mich dazu gesetzt und ja, es war ein besonders schöner Ort und ich habe mich einfach gefreut, dass es noch junge Menschen gibt, die solche Orte zu schätzen wissen und sich Zeit nehmen sie einfach zu genießen. Wilson redet auch ganz gut russisch. Hat er durch Youtube Videos gelernt. GPS hat er keines mit. Er besitzt dieselbe Karte wie ich und wenn er nicht weiter weiß und nicht sicher ist, wo er sich gerade befindet, dann fragt er die Leute und da helfen ihn seine Russischkenntnisse viel weiter. Richtig Oldschool.....kommt mir bekannt vor...war ich auch mal
Meine Kabelbinder Konstruktion hat den ganzen Wakhan ausgehalten. Ein gutes Zeichen.
Ich weiß nicht, ob ich jetzt nicht Dreck im Tank habe. Bei Kilometer 217 hat er Motor zu stottern angefangen. Das ist sehr ungewöhnlich. Auf Reserve war dann wieder alles normal. Entweder es ist Dreck, oder ich habe ungewöhnlich viel verbraucht.
die ganze Wakhan Strecke war ein Traum

11.07.2018 Chorugh
Ich mag mein Zimmer und die Matratzen: dick, die besten die ich auf der ganzen Reise hatte.
Ich habe jetzt einen Plan für mein Nummernschild gefasst, ich hoffe, es läßt sich hier umsetzten. Ich muss " nur" eine Aluplatte finden, dann wen finden, der sie mir zuschneiden kann. Dann möchte ich das Nummernschild mit Kabelbindern an die Platte montieren. Ich hoffe, dass das besser hält, als nur die Aluplatte und verschrauben, da es ein wenig elastisch ist. Dann beides gemeinsam ordentlich aufbiegen damit nicht abermals vom Reifen zerfetzt wird.
Meinen Tee hätte ich auch getrost Zuhause lassen können. Sie haben hier überall guten offenen schwarzen und grünen Tee.
Eine Aluminiumplatte hätte ich mal. In den Geschäften wurde ich nicht fündig, aber ein Einheimischer half mir, beim Altwaren Händler eine passende Aluplatte zu finden. Sie wollten kein Geld dafür. Sie ist etwas zu groß, was besser ist als zu klein, und muss zugeschnitten werden. Löcher brauche ich auch noch. Ich muss wen finden, der das für mich macht. Die Platte ist zu dick, als dass ich das mit meinem Werkzeug machen könnte.
Jetzt ist es weg das Nummernschild. Ich bin in einem Studentenlokal gelandet, welches erst seit gestern offen hat. Eine der Studenten hat sich dem Schildproblem angenommen und ist dann mit Taferl und Aluplatte verschwunden. Währenddessen habe ich einen jungen Mann aus Bratislava kennengelernt hat, welcher gemeint hat, die Leute hier sind seine Freunde und helfen immer gerne. Er selber arbeitet für eine Energiefirrma und er schreibt eine Studie inwiefern der Strom die Lebensweise in Nordafghanistan und Wahkhan verändert. Er hat auch gemeint, dass Muhrgab, die Stadt im Norden ab 05.08 Strom durch ein neues Wasserkraftwerk haben wird. Die Stromcompany, die Schulen, die Universitäten.... sind alles das Werk eines Mannes: Er ist Millionär und kümmert sich um diese Region. Deswegen wird er auch hier regelrecht gefeiert. Er ist auch Grund, warum in Wakhan so viele Menschen ziemlich gut Englisch sprechen können. Er hat sogar eine englischsprachige Universität in Chorugh eröffnet.
Update, update!!! Ich habe mein Nummerntaferl zurückbekommen. Deren Lösung ist noch weit besser, als meine Idee. Sie haben die Aluminiumplatte zu geschnitten, aber das überflüssige Material dazu verwendet, Klammern zu gestalten, die das Nummerntaferl einklemmt. Da hat sich wer was dabei gedacht. Es schaut super stabil aus. Die Leute waren überaus zuvorkommend und hilfsbereit. Ein großes Dankeschön dafür. Ich bin total happy mit dem Ergebnis.
vorher....... nachher.....
In der Früh kam noch eine Email von George. Die drei jungen Leute im Dewoo haben es bis nach Chorugh geschafft. Sie konnten mit meinem Metallkleber den Riss schließen. So hat der Kleber immerhin seine Aufgabe erfüllt und konnte behilflich sein.
12.07.2018
Chorugh (Khorog)
Heute ist Ruhetag. Ich habe das Nummerntaferl montiert und wollte die hinteren Bremsklötze austauschen. Nur....... Ich habe sie anscheinend nicht mit. Ich habe welche für die Vorderbremse, aber keine für die hintere Bremse. Und viel Belag ist da nicht mehr drauf. Anscheinend schmiergelt der Sand auf diesen Straßen den Bremsbelag sehr schnell weg. Sie waren fast neu, wie ich weg gefahren bin.
Auch mit der Musik war ich nicht sehr erfolgreich. Ich konnte in den Musikshops nichts finden, was mir gefällt. Derweil habe ich durchaus interessantes in den Lokalen gehört. Ich möchte damit die Reisevideos unterlegen.
Aber ich konnte wunderbar abhängen und freue mich auf morgen, wenn es wieder weitergeht. Ich hoffe halt, dass ich kein Dreck im Tank habe. Das mit dem Benzin wird so und so eine knappe Geschichte. Zusätzlich zu den 8 1/2 Litern werde ich für den Loop wohl noch einen 1 1/2 Liter Flasche mit Benzin mitnehmen. Es ist schwierig voraus zu berechnen wieviel Benzin Fifi auf der Piste brauchen wird. Aber ich sollte mit 5 Liter rechnen. ( auf guten Straßen begnügt sich Fifi auch mit 4 Litern) Aber es kann auch einfach sein, dass die letzten Straßen ihren Tribut gefordert habe. Das ständige Abbremsen und Beschleunigen...Wenn man mit Fifi gleitet ist sie eigentlich sehr genügsam, aber das ist mir in Wakhan nicht wirklich gelungen.
Ich habe jetzt die Sachen aussortiert, die ich nicht auf diesen Loop mitnehmen werde. Brauche ich die Sachen überhaupt? Mein Plan ist das Vanch Valley hinauf zu fahren. Man kommt dann beim Karakul See wieder raus. Dann muss man wieder über den 4600 Meter hohen Pass und über Murghab und den Pamir Highway kommt man zurück nach Chorugh. Wilson und der Schweizer mit der alten African Twin haben beide den Loop gemacht und davon geschwärmt. Man muss für 500 Kilometer Benzin mithaben, denn es gibt keine Tankstellen auf dem Weg (Erst wieder in Murghab) und es ist fraglich ob Einheimische genug dahaben um etwas verkaufen zu können.
In Chorugh sind wirklich viele Menschen zu Fuß unterwegs. Das bin ich gar nicht gewohnt. Entlang der Hauptstraße herscht zu jeder Zeit reges Treiben und der wunderbare kühle Park ist auch sehr beliebt. Es gibt auch ein Freibad im Park.
Chorugh:


Ich esse jetzt den dritten Abend im indischen Restaurant zu abend. Es ist echt gut und eine willkommene Abwechslung zu Plew, was mich die nächsten Tage wieder begleiten wird. Das indische Lokal wird von einem Inder geführt, der ein strenges Regiment führt. Die angestellten Damen in ihren Saris werden genau kontrolliert. Nehmen Sie Bestellungen auf werden sie stets von der einheimischen Ehefrau des Restaurantbesitzers begleitet.
Ich muss immer wieder an den Motorradfahrer denken, den ich in Wakhan getroffen habe. Er erzählte mir, dass er seit zwei Monaten unterwegs sei, aus Europa kommend und jetzt einfach keinen Bock mehr hat. Eigentlich wollte er 6 Monate lang unterwegs sein. Also hat er sich bei mir erkundigt wie er das Motorrad aus Kirigistan wieder nachhause schicken kann. Er ist über die Türkei und Georgien nach Tadschikistan gekommen. Georgien hat ihn nicht gefallen. Zu dreckig. Und sein Ekel war spürbar. Nachdem er mir die Hand geschüttelt hat hat er sich gleich die Hände desinfiziert. Während des anschließenden Gesprächs hat er sich mit einer griffbereiten Bürste intensiv die Fingernägel geschrubbt. Ich berichtete ihn, über die Eigenheiten der Menschen hier in Wakhan die, für mich, so gegensätzlich war, zur sagen wir mal, zurückhaltenden Art in Kirgistan. Er meinte dazu, oh dann freue er sich schon auf Krigistan, denn er halte das Geschrabbel der Leute nicht mehr aus und könne es nicht mehr hören.
Das Bier rinnt heute die Kehle runter. Es ist niemand mehr hier im kleinen Gartens des Hotels. In den Kopfhörern rennt ein eigener Mix. Der Reisemix ( und jetzt gerade: Stained: Outside) Manches mal brauche ich das. Prost!
Heute morgen hat mir ein Driver mit dem ich mich ein wenig in den letzten Tagen unterhalten habe, verraten, dass hier alle glauben, dass ich ein Jude sei. Hahaha, was ich ich nicht schon alles auf meinen Reisen war: Zigeuner, Türke, Kaschmiri, Franzose, Russe, Serbe, Pakistani, Deutscher, Muslim, Arzt, Philosoph.... Who cares.... Aber es erklärt warum einige Leute an meinen leienhaften Schlussfolgerungen über Bitcoines so interessiert waren.
13.07.2018: Chorugh
Na das war ja ein kurzer Ausflug. Bin wieder zurück in Chorugh.
Ich bin hinter einem Auto hinterher gefahren, welches immer langsamer wurde und dann ganz stehen blieb. Ich blieb auch stehen. Dann begann das Fahrzeug zurück zusetzen und hat mich niedergeführt. Mein Hupen half nichts mehr.
Daraufhin bin ich so blöd gefallen, dass ich mir die linke Schulter ausgerenkt habe. Das muss man mal erst schaffen. Ich habe schon wieder ganz vergessen , wie schmerzhaft das ist. Die Schulter war draußen und wollte ihre gewonne Freiheit nicht so schnell aufgeben. Meine Foto Kamera ist aus der Tasche geflogen und das Plastikgewinde vom Objektiv ist gebrochen. Die Leute sind aus dem Auto gestürmt und wollten helfen. Sie halfen mir auf, sammelten meine Siebensachen ein, halfen mir die Motorradjacke auszuziehen.
Jetzt konnte ich mein Schultergelenk suchen. Es befand sich unterhalb der Gelenkspfanne. Dieses Erfühlen fühlt sich seltsam an. Es hat eine zeitlang gebraucht bis ich Ihnen mitteilen konnte was mit mir nicht stimmte. Es muss auch komisch für die Anwesenden gewirkt haben. Ich bin ja nur vom stehenden Motorrad umgefallen. Habe wahrscheinlich wie ein simulierender Fussballer gewirkt, der gerade eine Schwalbe reißt . Dem Fahrer des Autos tat die Sache unheimlich Leid. Sie wollten mich ins Spital bringen und mit dem Motorrad nachfahren. Aber niemand von ihnen konnte Motorrad fahren, auch wenn es einer versuchte. Das tat dann richtig mental weh. Arme Fifi. Ich habe dann gemeint, sie sollen das Motorrad dalassen. Die Schulter schmerzte imens und bei jeder Bewegung die ich machte noch mehr. Ich fühlte mich hilflos wie eine Schildkröte die am Rücken lag. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, über die holprige Straße 40 Kilometer mit ausgrenkter Schulter in ihrem hoffnungslos überfüllten Wagen mitzufahren.
Kurz darauf kamen aus der entgegenkommenden Richtung 4 Offroadfahrzeuge mit französischem Kennzeichen entgegen. Sie blieben stehen und boten mir an mich ins Spital nach Chorugh zu bringen.
Ich versuchte verzweifelt meine Schulter zu überreden, doch wieder in ihren angestammten Platz zurück zu kehren. Anfangs war ich nicht erfolgreich damit und ich verursachte mit jeder erfolglosen Bewegung noch mehr Schmerzen. Nicht gerade motivierend. Immer wieder versuchte ich irgendwo mit der linken Hand herzhaft zuzupacken und meinen Arm in die Länge zu ziehen, damit das Gelenk wieder zurück schnappen kann. Vergebens. Außerdem hatte ich langsam das Gefüh, dass mein Kreislauf drauf und dran war das Schmerzmanagement zu übernehmen und mich in die Bewusstlosigkeit schicken wollte. Die Hand fühlte sich komisch an. Schweiß drang aus all meinen Poren, ich fühlte mich wackelig auf den Beinen.
Die Schulter musste wieder rein. Ich versuchte die "Baumeltechnik" Was anderes fiel mir nicht mehr ein. ich beugte mich nach vorne und ließ den Arm baumeln. Und dann passierte es: Die Schulter flutschte wieder auf ihren angestammten Platz zurück. Mir fiel ein Stein vom Herzen!
Ans Motorradfahren war dennoch in diesem Moment nicht zu denken. Zu instabil fühlte sich alles an. Zu sehr schmerzte die Schulter.
Dankbar nahm ich das Angebot der Franzosen an. Der Fahrer der in mich hineingefahren ist, hat sich dann nochmals 10.000 Mal entschuldigt. Man sah ihn an, dass ihn das ganze wirklich vom ganzen Herzen Leid tat.
die französischen Overlander! meine persönlichen Helden! vielen lieben Dank für eure Hilfe!

Einer der französischen Offroadfahrer von ihnen ist Motorradfahrer und so kam Fifi auch gleich mit. Wir fuhren zuerst ins Hotel zurück. Ich bat sie darum, damit das Motorrad gleich dort steht wo es vermutlich die nächsten Tage auch stehen wird. Danach haben sie es sich nicht nehmen lassen mich ins Spital zu bringen. Dort angekommen, habe ich mich sehr herzlich bei Ihnen bedankt. Sie sind dann weiter ihrers Weges gefahren und ich bin nach wie vor unendlich dankbar, dass sie mir geholfen haben. Der Arzt im Spital hat die Schulter kurz untersucht und meinte es sei alles in Ordnung. Ich soll halt die Schulter zwei Wochen schonen. Kein Schmerzmittel, keine Bandage um die Schulter zu stabilisieren. Scherzkeks!
Auch im Hotel waren alle sehr hilfsbereit und ich bekam wieder ein super Zimmer.
Die Schulter tut noch immer weh und ich bin wenig motiviert sie zu bewegen. Ich habe mir jetzt ausnahmsweise ein Nachmittags Bier gegönnt.
Fifi hat den Sturz ganz gut überstanden, glaube ich. Der vordere Kotflügel ist locker. Den Rest muss ich mir noch genauer ansehen.
Das alles war so unnötig wie ein Kropf.
Die Schulter war sicherlich gute 10 Minuten draußen oder mehr. Und auch nach 4 Stunden tut sie auch im Ruhestand weh. Bewegen geht ganz gut, außer es ist eine depperte Bewegung dabei. Und die Unsicherheit, dass sie bei einer ungünstigen Bewegung wieder das Weite sucht ist halt jetzt groß. Ich werde jetzt auf jedem Fall noch zwei Nächte hier in Chorugh verbringen. Gibt schlimmeres. Ich habe das echt schöne Hotel, ein Café, das indische Restaurant und hey, es gibt sogar gute Pizzen hier. Zeit habe ich auch noch genug.
Ich hoffe sehr, dass ich in zwei, drei Tagen fit genug bin um dennoch die Bartangrunde drehen zu können. Das ist mir irgendwie wichtig.
Im Grunde genommen bin ich nur vom stehenden Motorrad gefallen. Ich hatte meine Motorradjacke an. Ich habe auch Abschürfungen am Schienbein. Die Hose aber, eine Trekking Hose, hat keinen Kratzer.
Immerhin ist mein Ego nicht angeknackst. Ich möchte so schnell wie möglich wieder auf die Straße. Auf dem Weg zurück nach Chorugh habe ich noch Wilson mit seinem Motorrad am Straßenrand stehen sehen. Er hat sich sichtlich gewundert, dass wer anderer auf meinem Motorrad gesessen ist. Ich glaube, er hat mich gesehen, wie ich ihn vom Auto zugewunken habe.
14.07.2018 Chorugh
Gestern Abend hat sich dir Schulter gar nicht gut angefühlt. Ich habe mich immer in kleinen Bewegungen verstrickt die höllisch weh taten und ich das Gefühl hatte sie springt wieder raus. Sie fühlt sich auch angeschwollen an.
Also habe ich versucht meine weltweit gültige Rückholversicherung anzurufen. Aber die Nummer ging nicht durch. Weder bei der österreichischen SIM noch bei der tadschikisischen. Aber die andere Nummer auf meiner ÖAMTC Karte funktionierte. Ich wartete über 1 1/2 Stunden auf den Rückruf, aber es kam keiner. Nach einem neuen Anruf dauerte es weitere 45 Minuten bis der Rückruf kam. Die Dame am Telefon war sehr nett. Sie hat auch erklärt, dass jetzt auch Hauptreisezeit ist und sie natürlich auch Prioritäten setzen müssen. Alles sehr nachvollziehbar. Letztendlich warte ich heute Vormittag auf den Rückruf von Arzt der Versicherung.
Ich selber weiß nicht genau was jetzt ratsam ist. Einfach warten bis es besser wird? Oder alles abbrechen und eine gescheite Untersuchung in Duschanbe machen? Oder nachhause fliegen und dort alles professionell untersuchen lassen? Ich hoffe, dass mir der Arzt der Versicherung da echt weiterhelfen kann.
Ich werde jetzt auch zurück ins Spital gehen und schauen ob ich nicht eine schriftliche Diagnose und etwas zur Stabilisierung der Schulter bekommen kann.
Die Nacht war okay, Schmerzmittel und Bier halfen und konnte zwei halbwegs bequeme Positionen zum Liegen finden. Die Schulter fühlt sich nach wie vor geschwollen an.
Heute vormittag hat mir der Besitzer des Hotels einen Mann organisiert, der mich ins Spital begleitet hat. Anfangs hat es so ausgesehen, als würde es nichts ändern, nochmals hinzugehen. Dann war aber doch ein anderer junger Arzt da. Es wurde ein Röntgen gemacht ( 4€) Und ich bekam eine Bandage für den Unterarm, weil für die Schulter haben sie nichts. Der junge Arzt hat mir dann noch eine Diagnose in russischer Sprache geschrieben ( wenn ich einen Stempel brauche, dann muss ich bis Montag warten, dann ist der Chefarzt wieder da, er hat keinen) und Therapievorschläge. 20 Tage den Arm in der Schlange lassen und schonen, da sie sonst immer wieder luxieren kann. Schmerzzlinderende und entzündungshemmende Medikamente nehmen. Eine Creme und auf jedem Fall ein MRT machen. Hier haben Sie so ein Gerät nicht.
Kurz nach dem Spitalsbesuch habe ich einen Anruf vom Arzt der Versicherung bekommen. Es war total entspannt und er hat mich " freigegeben " also wird meine Rückreise organisiert. Er hat die Notwendigkeit überhaupt nicht in Frage gestellt. Es war auch für ihn klar, daß ich hier nicht eine super Dokumentation auftreiben kann. Er hat auch vorgeschlagen, zwei Sitze nebeneinander zu Buchen, damit nicht andauernd Leute an meiner Schulter anstoßen. Sehr nett.
das Untersuchungszimmer im Spital

15.07.2018 Chorugh
Schulter, Schulter.....es nervt, dass sie so präsent ist. Sie tut nicht sonderlich weh. Heute Nacht hat es mal drumherum wehgetan. Schulterblatt und Rippen. Dann war wieder alles gut. Es zieht halt mal da mal dort, wird aber jeden Tag besser. Es tut halt eher mental weh, jeden Morgen die anderen Reisenden aufbrechen zu sehen und die Verlockung wird größer nicht doch auch mit dem Motorrad wieder aufzubrechen.
Gut, dass dann andere Biker die Verständnis für meine Sehnsucht haben, mich aber daran erinnern, dass das nicht unbedingt klug ist.
Und ich merke es ja eh selber. Stütze ich meine Hände an den relativ hohen Tisch im Restaurant auf, fühlt sich das ganze gar nicht so gut an.
Die beiden Biker aus Holland, die heute früh mit ihren Einzylinder Maschinen aufgebrochen sind, sind wieder da. Einer von ihnen hat Probleme mit der Elektrik an seiner Tenere. Glücklicherweise konnte ich mit meiner Notstarterbatterie aushelfen. Ich habe ihnen Teil gleich mitgegeben, da es hier sehr schwer ist eine Erstazbatterie aufzutreiben.
Jetzt am Nachmittag tut die Schulter wieder mehr weh. Trotz Schmerzmittel. Außerdem schläft im Liegen die linke Hand sehr oft ein.
Das mit Fifi könnte kompliziert werden. Man hat zwar ein Visum von 45 Tagen, aber man darf offiziell nur 15 Tage ein Fahrzeug fahren. Jeder Tag darüber kostet 50$.
In der Touristeninfo haben sie gemeint ich soll zum Zoll gehen, die Papiere vom Spital mit nehmen, dann kann eine Ausnahme gemacht werden.
Im Hotel hat dann ein Freund des Managers seine Mutter angerufen, die mit dem Zoll zu tun hat und hat gemeint, dass ist ein Blödsinn. Wenn man ein aufrechtes Visum hat, dann darf man auch sein Vehikel steuern.
Die Unterarmbandage erfüllt ihren Zweck. Ich mache viel weniger blöde Bewegungen die mich verunsichern und schmerzen.
16.07.2018: Chorugh
So das mit dem Zoll ist geklärt. Oder so ähnlich. Ich bin zum Zoll maschiert. Anfangs habe ich es nicht gefunden. Bin zu einer Tankstelle maschiert und habe dem Zettel hergezeigt, den ich vom Hotel hatte. Netterweise hat mich gleich ein Herr mit seinem Auto mitgenommen. Dort angekommen gab's wieder Kommunikations Probleme, aber ich hatte ja die Nummer von meinem Hotelmanager mit. Da wurde lange gesprochen. Hat gar nicht so freundlich geklungen. Zum Schluss durfte ich wieder ans Telefon und ich bekam ein: " You can come Home. Problem is solved"...... Okay.....
Ein Flug brauchte ich ja auch noch. Ich wollte ja morgen fliegen. Leider bekam ich die schlechte Nachricht, dass der Flug, die Maschine hat 17 Plätze, schon voll sei. Die gute Nachricht war: 100 Somoni extra und sie würden doch noch einen Platz finden. Ich nahm das Angebot an. Der Flieger hebt nur an jenen Tagen ab, an denen gutes Wetter ist, denn die Maschine fliegt auf Sicht. Radar haben sie keines. Das Flugzeug muss auch anfangs in den Täler bleiben, da die Berge zu hoch sind um sie mit der kleinen Maschine überfliegen zu können.
Natürlich gibt es auch eine Straße nach Duschanbe, aber die ist extrem schlecht und die Fahrt dauert fast zwei Tage. Die Minitaxis sind meistens überfüllt und das alles will ich mir jetzt mit meiner Schulter nicht antun.
Fix ist jetzt auch , dass das Motorrad im Hotel bleiben kann, denn das war noch nicht ganz sicher, ob die Besitzer des Hotels das OK dafür geben würden.
Es ist gut, dass was weitergeht und ich bin schon neugierig, was alles davon klappt.
Ich merke es ja nicht so, weil ich mich ja vorsichtig bewege. Der Körper erinnert sich ja doch noch an die Vermeidungsmechanismen der rechten Schulter. (Meine rechte Schulter wurde vor gut 20 Jahren operiert, da sie mir immer raus gehupft ist)
Wie ich darauf verzichtet habe und in meinen Taschen herumgeräumt habe, mich also " normal" bewegt habe, hat sich die Schulter sehr schnell gemeldet. Sie ist definitiv noch nicht Ordnung.
17.07.2018 Duschanbe
Da bin ich also in einem luxuriösen Hotel in Duschanbe. Der Herflug war großartig. In der Früh mußte auf einmal alles sehr schnell gehen. Ich war noch mitten im Frühstück, als das Taxi schon da war und Ruslan, der junge Manager zur Eile mahnte. Der Taxifahrer wurde gebrieft, wie das mit dem Ticketkauf abzulaufen hatte und wer was bekommen sollte. Der Ticketschalter, das war mehr oder weniger ein Loch in einer echt dicken Wand, sodass man schon mit der Angst bekam seine Hand in das Loch zuschieben um sein Ticket zu nehmen.
der Schalter am Flughafen von Chorugh


Das alles befand sich in einem Raum ohne einem Möbelstück, ohne Plakat oder sonstigem Wandschmuck. Dafür gab es einen kalten offenen Kamin. Irgendwelche Leute verschwanden mit dem Pass und dem Geld für das Ticket. Der Mann wollte das extra Geld nicht. Dann brauchte der geheimnisvolle Mann doch wieder 50 Somoni. Eine Stunde lang war ich passlos. Auf einmal wurde ich gerufen, ich musste meine Hand durch das geheimnisvolle Loch steckt und ich bekam Pass Ticket und sogar das passende Retourgeld . Ich war sehr froh, dass letztendlich alles über diese Umwege klappte. War doch das Flugzeug für heute offiziell ausgebucht. Das Gebäude wo sich das alles abspielte war nicht direkt am Flughafen sondern 200 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite. Beim Einchecken würde 7 Kilo übergewicht festgestellt. Das Limit lag bei 10 Kilo. Aber das konnte man nicht am Flughafen bezahlen, sondern man mußte wieder in den Raum mit dem Loch zurück.
Im Checkin tauchte mein Helfer noch einmal auf um zu sehen ob alles mit dem Ticket geklappt hat.
Das Flugzeug war........süß. Eine kleine Propeller Maschine mit ca. 17 Plätzen. Und nein, es waren nicht alle Plätze besetzt. Da soll sich noch wer auskennen. Mein Gurt ließ sich nicht schließen, aber irgendwie war das alles egal. Wir hoben ab und flogen anfangs durch ein fantastisches Tal. Links Afghanistan, rechts Tadschikistan. Ein Traum. Hellblaue Bäche erkämpften sich ihren Weg durch das karge Stein, genährt von den immer währenden Gletscher auf den Gipfeln der Berge. Kleine Dörfer klebten auf den Felsen, kleine grünen Oasen umgeben vom schroffen Stein. In der Mitte ein reißender Strom. Wir verließen das Tal, überflogen Berggipfel zum Greifen nahe, alles so plastisch. Lies die Berge von Afghanistan rechts die Berge von Tadschikistan! Einfach phantastisch! Mit der Zeit wurden die Berge niedriger und der Stein weniger schroff. Wir näherten uns langsam einer großen Ebene und somit Duschanbe, der Hauptstadt von Tadschikistan. Was für eine tolle Stunde! Sicher mein schönster Flug den ich je in meinem Leben hatte.
der Flug von Chorugh nach Duschanbe war ein Traum





Duschanbe ist eine sehr junge Stadt und eine sehr heiße Stadt. Sie ist auf einem Reißbrett entstanden und es gibt jede Menge neugebaute Prachtbauten. Es hat staubige 39 Grad.
Duschanbe:




Am Flughafen von Duschanbe
Wenn man am Flughafen von Duschanbe, ein Fussball Lied auf deutsch hört......
Das mit den zwei Sitzen nebeneinander hat nicht funktioniert, mir wurde nur beim Check In mitgeteilt, dass ich nichts von meiner Verletzung sagen soll, weil mich sonst die Crew vielleicht nicht mitnimmt. Das hat schon ziemlich nach einer Drohung gewirkt. Sie haben auch keine Informationen von zwei Sitzen für mich.
18.07.2018 Wien
Ich bin gut in Wien angekommen. Conny hat mich vom Flughafen abgeholt und darüber bin ich sehr froh. Der Öamtc hätte auch einen Krankentransport für mich organisiert, aber das wäre mir komisch vorgekommen. So schlecht geht es mir auch wieder nicht. Ich möchte auch nicht ins Spital auf eine Unfall gehen. Das würde mir seltsam vorkommen, dort gehören die akuten Fälle hin und soooo akut empfinde ich es nicht. Ich habe mir noch in Duschanbe einen Termin bei meiner Orthopädin besorgt
Die Flüge waren letztendlich voll ok. Auch wenn es niemand vom Personal wusste, hatte ich bei beiden Flügen immer einen freien Sitzplatz neben mir frei und darüber war ich auch sehr froh. Die Flugzeuge waren aber generell mit sehr viel Platz ausgestattet. Das Essen war auch sehr gut.
Es ist ein komisches Gefühl jetzt in Wien zu sein. Ich sollte doch ganz woanders sein. 5000 Kilometer weit entfernt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Reise abbrechen müssen das fühlt sich seltsam an. Hat mich jetzt doch, nach all den Jahren das Glück verlassen? Oder habe ich einfach nur, so wie oft, verdammt viel Glück im Unglück gehabt?
War es überhaupt wirklich notwendig die Reise abzubrechen, oder bin ich einfach nur ein Weichei?
Aber hey! Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Selbst Fifi hat einen sicheren Platz gefunden und wartet auf meine Rückkehr. Denn egal was jetzt auch mit der Schulter ist. Ich hole sie zurück! Und ich werde alles tun, was dafür notwendig ist.
Vielleicht ist ja eh alles ok und ich kann einfach auch drei Wochen zurück fliegen und einfach die Reise fortsetzen. Zeitlich würde sich das noch knapp ausgehen und vielleicht kann ich ja noch eine Woche Urlaub beim Arbeitgeber raus reißen. Urlaub habe ich ja genug.
Und dann wird die Reise fortgesetzt. Sie ist noch nicht zu Ende!
Man sieht sich wieder.....

(Kein) ENDE
Update November 2018: Das mit der Schulter hat sich aus verschiedenen Gründen unglaublich in die Länge gezogen. Ich konnte das Motorrad nicht mehr im Herbst holen. Nach 50 Einheiten von Physiotherapie bin ich bald so weit dass ich wieder zurück an den Start gehen kann und vielleicht rechtzeitg noch eine OP bekomme welche die Gelenkskapsel so zusammenrafft, dass die Schulter nicht mehr instabil ist. Dann fängt alles wieder von vorne an: Null Beweglichkeit am Anfang, Schmerzen und harte Arbeit. Jede menge Physiotherapie. Ich kenne das Ganze von meiner anderen Schulter. Damals, vor rund zwanzig Jahren habe ich gute 3 Monate gebraucht, damit ich meine Schulter wieder gut benutzen kann. Mein Plan ist, dass Motorrad Anfang Sommer 2019 abzuholen und damit gemütlich wieder nach Wien zu reisen. Die genaue Route steht noch in den Sternen. Mein Motorrad darf solange im Hotel in Tadschikistan stehen bleiben. Das habe ich abgeklärt und ich bin sehr dankbar, dass das geht. Vielen Dank an den Hotelmanager!
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