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Tan Reise 2018 Teil 2 Kirgistan

  • Autorenbild: thatsmyownway
    thatsmyownway
  • 28. Juli 2018
  • 14 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Apr. 2022

05.06.2018 Im Flugzeug


14:00 :


Um 24:00 kam endlich die so erhoffte Nachricht. Wolfgang vom Shuttledienst ist mit den Motorrädern durch! Was für eine Erleichterung. Keine Ahnung wann er jetzt damit in Kirgisistan ist, aber ich brauche Fifi frühestens am Samstag.


Conny hat mich zum Flughafen gebracht. Es war ein sentimentaler Abschied. Wir hatten eine echt gute Zeit in der Toskana. Trotz der Herrumrennerei wegen dem Notar.

Sie wird mir fehlen.


Uff, drei übergroße Mannsbilder in einer Reihe und ich bin in der Mitte. Glücklicherweise konnten wir nach dem Abflug den Platz wechseln. Jetzt sitze ich in einer Reihe wo niemand in der Mitte sitzt, da geht es gut. Man hat erstaunlich viel Platz für die Beine.


Was meinen Anschlussflug betrifft kenne ich mich jetzt gar nicht mehr aus. Meine letzte E-Mail die ich von der Fluglinie bekam, informierte mich, dass der Flug um 00:20 von Istanbul weggeht. Auf dem Ticket, das ich jetzt am Flughafen in Wien bekommen habe steht, dass um 19:25 Boarding Zeit ist. Ich hoffe ich kann in Istanbul eruieren wann ich jetzt in Bishkek angkomme, damit ich das Hotel informieren kann. Die sollen mich ja abholen.


19:00: Istanbul:


Der Flug geht jetzt doch um 20:20 Ortszeit von Istanbul nach Bishkek und nicht wie im Email angekündigt um 0:20. Ich habe das Hotel via mail informiert. Hoffentlich klappt alles mit dem Taxi, das ich vorbestellt habe.


Selfies werden groß geschrieben im Flugzeug nach Bishkek. Jede zweite Person ist damit beschäftigt sich und die Angehörigen in den besten Positionen abzulichten. Ich bin ein wenig überrascht wie asiatisch die Menschen aussehen. Aus irgendeinem Grund habe ich nicht damit gerechnet.


Im Flugzeug sind immer interessante Typen. Ein junger größer Türke mit langem lockigen Haar und Bart. Er hat jede Menge große Army Taschen auf seinem Gürtel geschnallt. Es scheint, als hätte er sein gesamtes Gepäck an seinem Körper angebracht. Auf jedem Finger glänzt ein anderer extravaganter Ring. Am meisten fallen seinen dicken Unterarmschienen aus dickem Leder auf. Die gehen schon als Rüstung durch .


Mein rechter Sessel-Nachbar schaut sich direkt vor dem Start sicherheitshalber ein Video eines arabischen Predigers an. Das selbe macht er auch vor der Landung.


Und ich sollte langsam russisch lernen. Alle im Flugzeug sprechen russisch.. Auch ich werde russisch angesprochen.....und verstehe kein Wort


Der Flughafen in Istanbul hat die rumppligste Piste die ich je erlebt habe.


Kurz vor dem Landeanflug in Bishkek kramen alle Damen, die übrigens auch alle dieselbe Frisur haben, ihr Schminkzeug aus den Handtaschen, schauen in ihren kleinen Handspiegel und machen sich noch schöner, als sie sonst schon sind.


07.06.2018


Bishkek:






Here we are!

Letztendlich hat alles gut geklappt. Die Passkontrolle am Flughafen hat ziemlich lange gedauert, aber draußen hat schon mein Taxi auf mich gewartet. Das ist um 5 Uhr früh sehr angenehm, wenn man sich nicht mit Taxifahrern und vermeintlichen Taxifahrern um diese Uhrzeit herumschlagen muss.


Die Anfahrt nach Bishkek war wunderschön. Die aufgehende Sonne im Rücken, in der Ebene die Stadt und dahinter, erhaben, die 5000 m hohen, schneebedeckten Gipfel in der Morgensonne.


Die Rezeptionistin war für diese Uhrzeit sehr freundlich und ich durfte schon auf mein Zimmer rauf. Es ist ein kleines feines Zimmer mit einer exzellenten Matratze was nicht unwichtig ist. Mal für einen gesunden Schlaf und dann auch für mein Kreuz was ich mir noch am vorletzten Tag in der Toskana ordentlich verrissen habe.


Es hat dann einige Zeit gedauert bis ich eingeschlafen bin und ich war überrascht, dass ich erst mittags wieder aufgewacht bin. Trotz der Uhrzeit habe ich noch ein üppiges Frühstück bekommen.



Ein netter Spaziergang durch Bishkek. Es gibt Supermärkte und Cafés. Leider kann man nur selten draußen sitzen.

Ich konnte genug Geld am Bankomaten wechseln.


Teilweise sind die Ampeln gut versteckt und für Fußgänger sind sie sehr selten.


Bis jetzt war es nicht sehr teuer. Ich war in einen Nobelschuppen auf Kaffee und Kuchen und habe etwas über 2 € bezahlt


Mal schauen was das Abendessen kostet.


Die Stimmung in Bishkek ist sehr angenehm. Von Hektik ist wenig zu spüren. Die Menschen sind angenehm zurückhaltend freundlich. Man wird nicht angequatscht, niemand will einem was verkaufen. In den Seitenstraßen bieten Menschen Waren aus ihren Kofferräumen an.



Ein bisschen Wehmut schwingt ja schon mit, wenn ich so vom Hotelzimmer auf die ganzen Motorräder schau. " Hier könnte auch ihr Motorrad stehen ".... Wenn ich den polnischen Anbieter genommen hätte. Ich habe das Hotel in Bishkek gebucht, als ich noch dachte, dass ich auf den polnischen Anbieter umsteigen muss. Und der polnische Anbieter liefert seine Motorräder zu diesem Hotel in Bishkek. Mein Motorrad wäre mit der selben Charge gekommen wie jene die vor dem Hotel steht. Es wäre also schon da.


der Blick von meinem Hotelfenster aus......


Und außerdem, wenn man so die zahlreichen Motorräder sieht, habe ich wieder mal das Gefühl, so eine Tour macht ja eh schon jeder zweite.


Es hat deutlich abgekühlt und es ist längst nicht mehr so schwül wie untertags. Es ist sehr angenehm und gut zum Schlafen.


Das Hotel war eine gute Wahl. Mein Zimmer ist pickobello sauber, leise ( obwohl, das ist eher den guten Fenstern zu verdanken, es gibt eine Eisenbahnstrecke und eine Schnellstraße in der Nähe) , hat eine Klimaanlage im " Nebenraum", sodass sie nicht direkt aufs Bett bläst, und ist gut gelegen. Es gibt eine Gegensprechanlage mit der Rezeption. Direkt luxuriös.


Dann sind einige Herren zu meinen Biertrink- und Pfeifenrauchplatz vor dem Hotel gekommen. Die Verständigung war nahezu unmöglich, da ich noch immer kein Russisch kann. Der Alkoholspiegel der Herren war teilweise schon ziemlich hoch. Einer von ihnen hat dann noch eine Vodkaflasche auf den Tisch gestellt. Aber ich wollte mich nicht schon am ersten Tag volllaufen lassen und bleibe lieber beim Bier in meinem Zimmer.

Sät twajo!


08.06.2018


Mit Wolfgang hin und her gesmst. Er sollte jetzt schon in Kasachstan sein. Das bedeutet aber, dass er noch immer 2000 km von Kirgisistan entfernt ist.

Ich werde jetzt einen Tag länger in Bishkek bleiben. Auch gut. Ich kann zu den selben Konditionen in meinem Hotelzimmer bleiben.


Der Amusement Park in Bishkek erinnert mich an jenen von Budapest. Alte, heruntergekommene Attraktionen, aber den Kindern ist es egal, die haben einen Heidenspaß.






Außerdem ist 3D Kino voll Retro. Hier in Bishkek haben sie 12 D Cinema







Der Osh Markt ist nett. Es wird wie immer alles mögliche angeboten. Obst, Gemüse, Gewürze , Nüsse, viel Brot, Kleidung, usw. Es war ein 5 Kilometer Spaziergang um vom Hotel hierher zu kommen.







Jetzt gibt es das erste Mal das Nationalgericht von Kirgisistan: Lagman : Nudeln mit Gemüse und Rindfleisch. Die frische Dille gibt dem Gericht seine ganz eigene Note.





Heute wollte ich ja was anders zum Abendessen bestellen: Schorpo: eine Fleischsuppe mit Gemüse und Kartoffeln. Aber irgendwie hat das mit der Kommunikation nicht so geklappt. Es wurde daraus: Fleisch ( ein Hammelhaxen) und eine klare Suppe. Auch gut


Bin ich froh, dass es manches Mal Menüs mit Bildchen gibt. Sonst wäre es echt schwer ein Essen zu bestellen.


Bishkek ist nicht wirklich eine fotogene Stadt. Aber sie hat nette Ecken und es gibt schlimmere Plätze um auf Fifi (das Motorrad) zu sehen warten. Aber es wäre schon nett wenn es übermorgen weitergehen würde, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so sein wird.


09.06.2018


Was es in Bishkek kaum gibt: Cafés oder Restaurants, wo man im Freien sitzen kann. Vielleicht ist es im Sommer den Leuten schlicht zu heiß und im Winter, verständlicherweise, zu kalt.


Ich sitze zwar jetzt im " Freien " und genieße die frische Luft, aber nach draußen kann ich nicht sehen, weil alles verbarikartiert ist.


Mein Rücken schmerzt jetzt seit drei Tagen. Ich glaube ja, dass es Nachwirkungen von der Toskana sind, wo ich mir mit Conny das Kreuz verrissen habe. Die erste Nacht war furchtbar und ich bin kaum ins und aus dem Bett gekommen, aber es wurde schnell besser.

Dann kamen die langen Flüge und seitdem ist das Kreuz wieder dahin, zwar etwas anders als in der Toskana, aber trotzdem sehr unangenehm, vorallem weil ich auch in der Nacht davon aufwache.


In Bishkek wird viel gebaut. So wie oft, sind das hauptsächlich Einkaufszentren und Luxusapartments, von denen wohl eh wieder die Hälfte leer bleiben wird, da sie zu Spekulationsobjekte missbraucht werden.


Für die normale Bevölkerung wird nicht so viel gebaut. Die Gehsteige sind marod und die Wohnhäuser von der Mittelschicht zerfallen.

Renoviert und instandgesetzt wird so gut wie nichts.


Dass die alten Wohnanlagen dennoch irgendwie gemütlich wirken und ihren Charme haben, haben sie dem vielen Grün rund herum zu danken. Zwischen den Anlagen blüht und gedeiht es. Bäume und Sträucher spenden den so notwendigen Schatten. Kleine Kinderspielplätze hauchen den Zwischenräumen Leben ein.


Am Abend endlich ein Platz im Freien gefunden. Es ist nicht weit weg vom Hotel, und es gibt Bier. Das Essen sieht köstlich aus und ich hoffe, ich schmeckt auch so. Ist nicht ganz billig für kirigisische Verhältnisse, aber doch leistbar für mich. Mahlzeit!

Von Ramadan merkt man in Bishkek überhaupt nichts. Die Leute essen wann sie wollen, alle Geschäfte sind auch untertags offen und es wird nach wie vor Alkohol zum Verkauf angeboten.


Oh das Essen war einfach köstlich. (und es sollte sich als bestes Essen heraustellen, das ich in ganz Kirgistan bekommen sollte) Der Salat war wieder mit Dille gewürzt und das Fleisch und Kartoffeln waren hervorragend .


Am Nachbartisch sitzt ein Mann mit drei Damen am Tisch und was macht der Mann? Er schaut am Handy Fußball


Ich sitze mit dem Bier da und mein Tischnachbar betet vor dem Fastenbrechen. Ich bin sehr froh, dass das zumindest in Bishkek kein Problem zu sein scheint und wünschte mir, dass das überall so wäre.


Es werden immer weniger Motorräder die vor dem Hotel stehen. Jeden Tag werden einige von ihnen von den stolzen Besitzern entgegen genommen und deren Reise beginnt.


Die Bedienung war sehr freundlich und der Preis auf jeden Fall angemessen. Ich habe 10 Euro für einen großen Salat, Fleisch und Kartoffeln und zwei Bier vom Fass bezahlt. Da gehe ich gerne wieder hin.



Vielleicht muss ich das auch, kommt echt darauf an, wann Wolfgang morgen in Kirgisistan ankommt.



Wieso soviel Fotos vom Essen? Nun abgesehen, dass ich sehr gerne esse, vorallem in fremden Ländern, ist Bishkek nicht gerade die fotogenste Stadt. Sie ist eine sehr junge Stadt und am Reißbrett entstanden. 1878 gegründet und wurde 1991 die Hauptstadt des jungen Staates Kirgistan.


Sinnigerweise sind meine kirigisische Landkarte und mein kirigisischer Reiseführer im Gepäck beim Motorrad. Ich kann also nicht wirklich die nächsten Tage planen.



10.06.2018


Bitte warten, bitte warten. Im Warten schwimmt auch immer etwas Unbestimmtes mit. Die Wartezeit, der Ausgang. Etwas ist da immer unsicher. Deswegen nervt Warten auch so. Deswegen fragt man sich, ob sich das Warten lohnen wird. Es hat auch etwas Passives in sich, etwas das nicht selbst bestimmt ist. Es hat etwas von "ausgeliefert sein".


Also warten......Und Kaffee trinken.


Ich habe das letzte Mal vorgestern von Wolfgang gehört. Da hat er gemeint, er ist kurz vor der Grenze zu Kasachstan und übermorgen ( also heute) in Kirgisistan. Gestern Abend habe ich ihn eine SMS geschickt. Heute morgen habe ich ihn eine SMS geschickt, aber bis jetzt ( 14:00) kam keine Antwort.


Ich habe jetzt nochmals eine zusätzliche Nacht gebucht. Ich mußte mich heute vormittag entscheiden. Auschecken oder verlängern.


Ich habe keinen Plan B.


15:00 Uhr:


Ein Lebenszeichen! Nachdem beim Anruf niemand abgehoben hat kam eine SMS. Wolfgang ist 350 km und ein Grenzübergang von Bishkek entfernt.


Morgen sollte es so weit sein, dass Fifi und ich endlich wieder vereint sein werden und dann geht hoffentlich die eigentliche Reise endlich los.

Das einzige was noch sein kann, ist, dass ich auf die Grenz- Permits noch warten muss, weil sich Wolfgang bis jetzt noch nicht darum kümmern konnte.

Dann mache ich eben einen Tagesausflug


Abends wieder in meinem neuen Lieblingslokal. Wenn den Gästen im Gastgarten zu kühl wird, werden Decken und Pölster verteilt.


Tja, das war's mit meinem neuen Lieblingslokal. Das Essen war wieder super. Langosartiges Brot und eine tolle Suppe. Als ich das zweite Bier bestellen wollte, wurde ich gebeten doch hinein zu gehen. Am Anfang habe ich gedacht, es sei ein Platzproblem und habe gemeint, es können sich ja gerne Leute zu mir auf den Tisch setzen. Aber es war kein Problem des Platzes. Das Bier war das Problem. Anscheinend hat sich wer beschwert, dass ich zu Ramadan ein Bier trinke. Und ich habe gedacht, es ist kein Problem, ansonsten hätten sie mir doch keines verkauft. Und gestern war es ja auch kein Problem gewesen. Sie boten mir einen Platz im Warteraum an, da habe ich gemeint, ich gehe. Ich akzeptiere es wenn es für die anderen Gäste ein Problem ist und gehe eben. Dann haben sie mir doch wieder einen Platz im Gastgarten angeboten. Auch deswegen, weil da andere ausländische Touristen mit einem Bier draußen saßen. Der Kellner hat sich auch hunderttausendmal entschuldigt. Aber ich habe mich dann nicht mehr wohl gefühlt. Ich will ja niemanden vor den Kopf stoßen. Ich bin ja Gast hier. Außerdem will ich keinen Ärger. Also habe ich Bier und Pommes als Takeaway mitbekommen. Der Kellner hat sich nochmals hundert Mal entschuldigt und nun sitze ich mit dem Bier in der Plastikflasche und den kalten Pommes, vor meinem Hotel, wo sich hoffentlich niemand gestört fühlt. Schade, gestern habe ich noch gedacht, das sei alles kein Problem und war angenehm überrascht.


Zeit, weiterzuziehen. Prost!


P.S.: Mir haben haben viele Menschen mit denen ich mich über den Vorfall unterhalten habe, dass das tatsächlich eine Ausnahme war. Normalerweise funktioniert das Nebeneinader und Miteinander der verschiedenen Lebensweisen in Bishkek sehr gut. Mein Erlebnis am ersten Tag im Lokal sei viel typischer für die Stadt.


11.06.2018


Ein Tischnachbar, der mich gestern im Lokal auf türkisch angesprochen hat, hat gemeint, ich sehe türkisch aus und mein Vater war sicher Türke.


Ich hatte auch echt das Gefühl, dass Ramadan keine allzu große Rolle in Bishkek spielt. Sämtliche Lokale ( auch die türkischen) und Supermärkte sind untertags offen und gut besucht. Auch auf der Straße wird am Tag geraucht und gegessen.


Vielleicht war ja auch das das Problem: Ich sehe quasi wie ein Einheimischer aus und halte mich nicht an Ramadan. Den Touristen "verzeiht" man das ja normalerweise eher.


Irgendwie ist es Zeit weiterzuziehen und ich hoffe, das klappt morgen auch endlich.


Gegenüber vom Hotel gibt es noch eine "Sauna". Dadurch herrscht in der Sackgasse ungewöhnlich viel Verkehr.



Heute geht es hoffentlich tatsächlich weiter. Wolfgang sollte in den nächsten 30 Minuten da sein und mich abholen. Er macht vorher der Permit für die kirigisischen Randgebiete. Dann sollte alles beisammen sein.


Wolfgang war ein wenig später da. Aber das habe ich auch erwartet. Wir haben dann jede Menge Dinge erledigt :


Ich bekam eine Simkarte, wir wollten beim Zoll die Zollpapiere auf meinem Namen überschreiben, damit ich mit Fifi auch wieder sicher aus Kirgisistan raus komme, wir waren Bier und Gemüse einkaufen usw.

Das mit dem Zoll hat nicht ganz so funktioniert. Nachdem wir wohl das muffeligste Bürogebäude der Welt über uns ergehen lassen mussten, welches nach wie vor hartnäckig in meinen Nasenflügeln hängt, wurde uns erklärt, dass Wolfgang mir nur eine Vollmacht ausstellen muss, so wie ich es für ihn getan habe. Aber natürlich geht das nicht so einfach, sondern muss von einem Notar beglaubigt werden. Da das mit den Permits für die Randgebiete auch nicht am selbigen Tag zu bewerkstelligen war, nahm ich das Angebot gerne an, in Wolfgangs Haus, 15 Kilometer von Bishkek zu übernachten.



Wolfgangs Haus



Abends hat Wolfgang den Griller angeschmissen


Wir haben viel geplaudert. Wolfgang weiß sehr viel über dieses Land. Zb. existiert keine Versicherung für Fahrzeuge. Sie wollten es einführen, aber die Bevölkerung hat da einfach nicht mitgemacht.


Im Haus von Wolfgang lebt derzeit auch Katja, eine junge Schweizerin, der es die kirigisischen Pferde angetan haben. Um ihrer Leidenschaft nachzugehen, nimmt sie viele Entbehrungen in Kauf. Beide, Wolfgang und Katja sprechen mittlerweile fließend russisch.


Auch von Katja lerne ich sehr viel über dieses Land: Es ist sehr hart als Frau. Aber auch die Männer haben nicht viel Spielraum. Entweder sie machen bei dem ganzen Machoding, inklusive Vodkasauferei, vorallem in Winter mit, oder sie werden von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Die einzige Möglichkeit, sich der gängigen Lebensweise zu entziehen, die akzeptiert wird, ist der Islam. Und diesen Weg nehmen gar nicht mal so wenige.


12.06.2018


Finally: Fifi und ich sind wieder vereint. Alles dauert etwas länger. Die Permits, die Ausfuhrpapiere. Aber mit etwas Glück wird heute noch alles fertig und morgen früh kann es so richtig losgehen. Ich bin bei Wolfgang den Shuttleservicemeister draußen und werde jetzt noch eine zweite Nacht hier schlafen. Es ist ein kleines Dorf, 15 Kilometer von Bishkek entfernt und liegt in einer hübschen hügeligen Landschaft.


Auf dem Tacho stehen gut 21000km. Mal schauen was am Ende der Reise abzulesen ist


Das mit der Vollmacht für mich hat auch nicht so geklappt. Die Notare in Bishkek wollen so etwas nicht beglaubigen, wenn es sich um ein Fahrzeug mit fremdländischen Nummernschild handelt. Also muss die Vollmacht ohne notarielle Beglaubigung reichen um Fifi wieder auszuführen. Und ich hoffe es sehr, dass das klappt. Die Grenze zwischen Kirgisistan und Tadschikistan ist wirklich im Nirgendwo auf 4200 m Höher mit 20 Kilometer Niemandsland dazwischen.



Es ist ein gemütlicher Ort hier


Heute habe ich mit Fifi eine Minirunde gedreht und bin zur nächsten Tankstelle gefahren. Ca. 10 Kilometer in eine Richtung. Der Motor hat einige Zeit gebraucht um anszuspringen, ging aber ohne Probleme. Aber irgendetwas war seltsam wie ich die grobe Schotterstrecke zur Straße runtergefahren bin und dann weiter zur Tankstelle. Es war immer wieder ein Zug auf den Fußrasten zu spüren, den ich mir nicht erklären konnte. Erst im Haus ist mir wieder eingefallen, dass ich das doch schon kenne. Dieser Zug entsteht, wenn die Kette zu sehr gespannt ist. Wird dann ein großer Federweg beansprucht "zieht" es auf den Motorblock und somit auch auf den Fussrasten. Und dem war es dann auch so. War die Kette noch halbwegs locker, wenn Fifi auf dem Hauptständer gestanden ist, war sie total gespannt, wenn ich draufgesessen bin. Mit Wolfgang konnte ich dann noch alles überprüfen und richtig einstellen. Ich hoffe, es ist kein Schaden entstanden.


Dann ist, wie immer, meine Ölflasche mit dem Reserveöl undicht geworden und hat eine ziemliche Sauerei in der Seitentasche angerichtet.


Bis jetzt ist jeden späten Nachmittag ein heftiges Gewitter, angekündigt von heftigem Wind, aufgezogen. Meistens bleibt es dann beim Wind und den dicken Wolken im Gebirge, doch manches Mal entlädt es sich in heftigen Schauern.


Hier im Haus gibt es viel zu tun. Kartoffelschälen, Kochen, Pfirsiche für eine Marmelade einkochen, Quards reparieren, Anhänger reparieren, Wasseranschlüsse reparieren, plaudern, die Sachen von der Seitentasche und die Seitentasche selber von Öl befreien, Saschliks herrichten, abends Bier und Vodka trinken und nochmals plaudern, sich Tips holen usw.


Ein angenehmer Ort und der Tag ist wie im Fluge vergangen.


Ein großer Dank geht auch an Wolfgang der sich mit unheimlicher Geduld durch die russischer und kirgisischer Bürokratiehölle gewagt hat und allen Widrigkeiten zum Trotz, es geschafft hat das Motorrad nach Kirgistan zu bringen. Dankeschön! Und Danke, dass ich in deinem Haus übernachten durfte!


Das Video dazu:



13.06.2018 Chaek




Mein Zimmer heute kostet 500 Som. Das sind 6,2 €. Ich habe herrlich heiß geduscht und alles ist sauber. Der Hotelbesitzer, Manager, Bewohner des Hauses wollte dass ich Fifi mit ihm 10 Stufen hinauf trage und in die Halle des "Hotels?" bringe. Er war da ziemlich hartnäckig, aber ich konnte ihn überzeugen, dass das nicht geht. Wir haben stattdessen Fifi hinter Sträuchern versteckt. Leider geht die Steckdose am Motorrad nicht, was natürlich nicht so gut ist. Es war schwierig hier einen Platz zum Schlafen zu finden. Laut Google Maps sollen hier zwei Guesthouses sein. Eines war geschlossen und das andere konnte ich nicht finden und niemand, den ich fragte kannte es. Schließlich bin ich zu einer Tankstelle und habe dort gefragt. Sie konnten mir anfangs auch nicht weiterhelfen, aber sie haben sich durchtelefoniert und letztendlich hat sich ein Mitarbeiter dazu bereit erklärt mir mit seinem Wagen den Weg zu weisen.


Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich wirklich in einem Hotel bin. Es gibt keine Tafel, die darauf hinweist. . Es gibt nicht wirklich eine Rezeption. Es gibt auch nur ein einziges Badezimmer welches man nicht zusperren kann. Und das Badezimmer wird auch von den Dauerbewohnern benutzt. Das habe ich erst gemerkt wie ich die Herrin des Hauses auf der Toilette erschreckt habe. Mein Zimmer kann ich ebenfalls nicht zusperren. Aber es gibt ungefähr acht Zimmer die so sind wie meines. Ich bin der einzige Gast.


Ich bin heute von Wolfgangs Haus erst nach 12:00 weggekommen. Das Permit hat länger gedauert, und war auch teurer als geplant. Und ich habe auch nicht für alle Gegenden ein Permit bekommen. Gleich am Eingang in den Bergen haben sie eine Mautstation aufgebaut, wo ich als Ausländer gleich mehr zahlen musste. Das Zehnfache von dem was Einheimische zahlen müssen. Zuerst hat er mir ein Ticket gezeigt, auf dem das einzige, was ich lesen konnte 5 $ war. Dann ist er mit dem Preis auf 350 Som (von 400 Som) runtergegangen und dann wollte er mir aber nur ein Einheimischenticket geben. Naja, ich wollte mir meine Laune nicht verderben lassen. Die Strecken, die Berge sind einfach viel zu schön. Der erste Teil der Strecke war bester Asphalt und führte auch gleich auf einem Pass (Too Ashuu) hinauf der gut 3200 Meter hoch war. Die erste Höhenprobe für Fifi, die sie mit Bravour bestand. Sie sprang immer an und hatte, auch wenn sie natürlich an Kraft verlor, immer bei weitem genug Power mich zügig auf den Pass zu bringen. Und das ist auch gut so, führt doch der höchste Pass, den wir gemeinsam bezwingen wollen auf über 4700 Meter.


Die Strecke zwischen Suuysamyr und Cheak war ein Traum. 20 Kilometer von Suuysamar entfernt verließ ich die Hauptverkehrsader die von Bishkek nach Osh führt. Als ich die Hauptstraße verließ hatte ich auch das Gefühl angekommen zu sein:" Hey! Es ist also wahr!" durchfuhr es meinen Kopf, ...Du fährst in Kirgisitan Motorrad!.


Vor mir schnitt sich eine Wellblechpiste durch ein riesen Plateau. Eingeschlossen durch Berge, dessen Gipfel alle schneeweiß waren. Ich mußte grinsen, drehte am Gas, hinter uns eine Staubwolke. Gemeinsam mit Fifi preschten wir über die Wellblechpiste, hüpften mutig über die kleinen Erhebungen, welche man mit geringer Geschwindigkeit zu hassen beginnt. Was für eine Fahrt! Und ich war so froh, dass ich in neue, bessere Federbeine investiert hatte. Das hat sich wirklich ausgezahlt.


meine erste Wellblechpiste In Kirgistan


Bald fuhren wir durch ein kleines Tal, einem wilden Fluss entlang. Es wurde immer später, das Abendlicht kroch durch das Tal, Ich sollte mir langsam eine Unterkunft suchen.

Alleine, ich wollte nicht. ich habe so lange gewartet, die Vorbereitungen waren die kompliziertesten die ich je für eine Reise hatte und jetzt konnte ich endlich den Lohn für die Anstrengungen genießen!

Die Schlucht wurde weiter und ich war wieder in einem weiten Tal. Eine kleine grüne Oase lag vor meinen Füßen. Ein Dorf. Hier könnte ich bleiben! Und im Nachhinein wäre es auch keine schlechte Idee gewesen. Hier gab es genug Homestays.

Aber ich wollte nicht. Ich wollte weiter der Straße folgen. Jede Kurve schien ein anderes Geheimnis hüten zu wollen und die Natur war stets für Überaschungen gut. Also bretterten Fifi und ich grinsend weiter nach Cheak.


Morgen möchte ich zum Song Kul Lake. Ich freu mich schon drauf.


Die Anfahrt nach Chaek war ein Traum:



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