Tan Reise 2018 Teil 4: Kirgistan
- thatsmyownway
- 22. Juli 2018
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr. 2022
18.06.2018: Karakol
Grrrr....Da fährt man über Stock und Stein, steckt im Schlamm fest, rutscht im Gatsch und naßem Gras und nix passiert. Dann stellt man die Fifi wo hin, eh auf den Hauptständer ... Läßt sie aus den Augen und sie fällt um. Und das auf Beton......der leider weich wurde. Der Bremshebel ist verbogen. Der Handguard ist verbogen. (und den habe ich mir extra für die Reise besorgt um genau so etwas zu vermeiden) Alles für die Katz. Am Anfang habe ich es gar nicht bemerkt. Erst als ich sie keinen Millimeter verschieben konnte, habe ich gesehen, dass der Handguard so auf den Bremshebel drückt, dass das Vorderrad blockiert war.
hier sieht man, wie ein Bemshebel nicht aussehen soll

Der Weg von Cholpon Ata nach Karakol war kurz und schmerzlos. Relativ viel Verkehr und viele Baustellen.

Ich habe ein kleines Guesthouse gefunden, das ganz OK ist. Es liegt relativ nahe im kleinen Zentrum; es gibt einen Parkplatz für Fifi (leider mit weichem Beton) und heißes Wasser. Das Zimmer ist wie immer sehr sauber, aber die Küche, die auch allen Bewohnern zur verfügung steht und in der auch die beiden jungen Männer kochen, die hier arbeiten, schaut nicht so einladend aus.
In Karakol gibt es viele Menschen , die sehr gut Englisch sprechen.
Es ist auch eine Touristenhochburg, viele kommen hier her um zu wandern und zum Bergsteigen. Aber es ist wieder mal fast nichts los.
In Karakol ist auch ein bißchen Sightseeing möglich: Unter Anderem die russisch orthodoxe Kirche der Dreifaltigkeit die Ende des 19 Jahrhunderts aus Holz erbaut wurde. Die realtiv bekannte dunganschie Moschee habe ich jetzt architektonisch sind so aufregend gefunden.


Heute das erste mal seit 12 Tage wieder mal Reis gegessen. Ich hatte so einen riesen Reishunger, dass ich noch eine Portion zu einem sehr guten Eintopf bestellt habe.
Mein Gastgeber spricht zwar exzellent Englisch, hat aber leider keine Ahnung von den Bergen hier. Damn it! Da habe ich irgendwie kein Glück.
Heute sicher 10 Touristen gesehen. So viel wie noch nie an einem Tag in Kirgistan.
Ich habe eine Mail, an den Schweizer Mechaniker in Osh geschickt, aber leider noch keine Antwort erhalten. Ich habe gefragt, ob ich den Hebel von Europa nach Osh in die Werkstatt hinschicken kann und ob er meinen Seitenständer modifizieren kann. Mich ärgert das ganz schön. Aber wenn die Fifi auf Beton ( auch wenn er noch so weiche ist) fällt, dann nutzen wohl die stabilsten Handguards nicht. Das war so unnötig. Aber ich habe der Konstruktion eh nicht wirklich vertraut. Zu knapp war alles. Zwischen Guard und Hebel waren nicht mal ein halber Zentimeter, da reißt so ein verborgenes Teil natürlich gleich den Hebel mit.
Hey, ich bin wieder unterwegs. Jeden Tag erwartet mich etwas anderes.
19.06.2018
Was für ein Tag.
Ich fühle mich zwar halb tot, aber ich fühle mich auch sehr gut.
In der Früh habe ich im Café ein Prospekt vom hiesigen Tourismus Büro in den Händen gehalten und da war eine Eintagestour beschrieben. Da das Tourismus Büro gleich neben den Café ist, bin ich gleich rüber gestapft. Die freundliche Dame hat mir im perfekten Englisch alles genau erklärt. Es gibt einen Linienbus der zum Ausgangspunkt der Tour fährt, auch wenn der einen nicht immer genau zum Punkt bringt, auch wenn er müsste. Er kostet 30 Sum. ( 40 Cent) Und das ganz geniale war dann noch, dass mir die Dame eine Wanderapp für das Handy empfahl, wo ich der Tour folgen kann.
Die Tour ist 12,7 km lang und führt über Wälder und Hügel zurück nach Karakol. Klang perfekt. Ich wollte meine Beinchen so und so mal wieder ordentlich bewegen und es war ein schöner sonniger Tag dafür.
Noch geschwind was zum Essen gekauft und dann ging es weiter zur Bushaltestelle. Ich musste auch nicht lange warten. Ich zeigte dem Fahrer den Zettel. Alles klar.
Aber der Busfahrer kannte keine Gnade. Er fuhr die letzten 3 Kilometer nicht hoch. Wie ich doch diese Abhängigkeit von Busfahrern, Taxilenkern hasse.
Das ist ein Grund warum ich immer schau, dass ich ein Moped oder Motorrad für meine Reisen aufstellen kann. Kaum bin ich ausgestiegen, waren auch schon Leute da, die " Helfen" wollten. Für "nur" 1000 Som (12,5 Euro) würden sie mich die letzten Kilometer zum Einstiegspunkt bringen. Habe ich schon erwähnt, dass ich diese Abhängigkeit nicht Leiden kann?
Die drei Kilometer sind dann auch schon wurscht, bin ja zum Gehen da, dachte ich mir und los ging es. Ich weiß gar nicht, wie ich es mir vorgestellt habe, diese Wandertour ohne App und GPS zu bestreiten. Es gibt keine Hinweistafeln, keine Menschen, etliche Abzweigungen, teilweise gar kein Weg.... ich wäre komplett aufgeschmissen gewesen ohne dieser kleinen Naviapp die mir den Weg wies.
Der Anfang führte durch einen schönen dichten Wald und Vogelgezwitscher begleitete mich den abschnittsweise doch sehr steilen Weg hinauf. Und ich war froh über den Wald, denn die Sonne hatte eine unbändige Kraft entwickelt.
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Auf 2300 Meter hörte der Wald auf und es offenbarte sich ein Sanft Hügellandschaft. Ich war hier nicht alleine. Es war eine große Kuhherde da und... Wie ich bei meiner Pause merkte, jede Menge Fliegen, angezogen von dem zahlreichen Kuhdung, den die Kühe hinterließen. Drei Hirten bewachten mit ihren Pferden die Herde. Einer davon war ein kleiner Junge, der mich freundlich grüßte. Ich versuchte mich durch die Herde zu bewegen ohne große Aufmerksamkeit zu ziehen Nach dem mich ein Bulle aufgeklärt hat, dass er besser nicht beim Fressen gestört werden möchte, schaute ich den Tieren intensiv zwischen die Beine um einen großen Bogen um die Bullen machen zu können. Glücklicherweise waren keine Jungtiere in der Herde.
Irgendwann riefen die Hirten zu mir rüber und winkten, ich solle zu Ihnen rüber kommen. Nachdem sie ihre wunderschönen großen und angsteinflößenden Hunde zurückgepfiffen hatten, nahm ich ihr Angebot gerne an. Sie luden mich zu ihrem Essen ein und ich war sehr froh, dass ich meinen geräucherten Käse und etwas Brot beisteuern konnte. Ich bekam, etwas von ihrem Brot, gekochte Kartoffeln und einen hervorragenden Schweinespeck. Sie glaubten anfangs, dass der Käse aus Deutschland sei und waren verwundert wie ich Ihnen sagte, dass ich ihn in Karakol gekauft hatte. Sie haben ihn blitzschnell aufgegessen.
Wir " plauderten" so gut es ging. Einer von ihnen wusste sogar ein paar Phrasen auf deutsch und englisch. Die Übersetzer App war auch sehr hilfreich. Nachdem sie wußten wieviele Kinder (Anmerkung:0) ich hatte, wurde es ein wenig derb, aber wir hatten viel Spaß miteinander.
Den Jungen, er ist 12 Jahre alt und hütet mit den anderen zwei Männern hier oben 150 Rinder, habe ich auch noch meinen Proteinriegel gegeben, damit er groß und stark wird
Irgendwann müsste ich doch wieder weitergehen. Inzwischen war es 15 Uhr geworden und ich hatte noch 9 Kilometer vor mir. Es ging noch eine Weile bergauf und dann wieder bergab über die sanfte grüne Hügellandschaft, komplett ohne Bäume oder Sträuche; einfach nur kurzes Gras.
Ich kam noch, relativ entfernt an eine Hütte vorbei. Das bemerkten auch die drei Hunde von dort, die mich dann stellten. Die Männer von der Hütte riefen mir noch was auf russisch zu, was ich aber leider nicht verstehen konnte. Einer der Männer bückte sich und ahmte einen Steinwurf nach. Nach einer kurzen weile machte es klick. Ich bückte mich ebenfalls und simulierte einen Steinwurf auf die Hunde. Sofort wichen diese zurück. Gut zu wissen
Dann folgte ein ziemlich langer Abstieg. Starker Wind kam auf und hinter mir, von den hohen Bergen krochen dunkle Wolken ins Tal, gefolgt von bedrohlichem Donner. Ein Gewitter wollte ich hier nicht erleben. Hier gab es überhaupt keinen Schutz vor Naturgewalten. Dann war ich am Ziel angelangt. Super, oder!
Mein Handy klärte mich dann aus: Nachhause waren es weitere 4 Kilometer. Mittlerweile watschelte ich mehr als was ich ging. Meine Füße taten mir weh, dass ich das Gefühl hatte, ich ginge Barfuß. Mein rechtes Knie war beleidigt und ich beschleunigte dennoch als ich den nächsten Greißler sah. Die Verkäuferin sah mein Erschöpfung an und als mein kleines Cola aus war, schenkte sie, die ganze Zeit freundlich mit mir russisch redend, von ihrer großen Flasche reichlich nach. Wow! Echt, sehr nett. Das war mir das erste Mal, dass mir so etwas in Kirgistan passierte. Ich bedankte mich herzlich. Ich zeigte ihr noch wie ich hergekommen war und sie war sichtlich beeindruckt.
Dann waren es noch 2 Kilometer bis zu meinem Zimmer und immer mehr meiner Gelenke machten sich bemerkbar. Bin es halt doch nicht mehr gewohnt zu wandern.
Nichtsdetotrotz war es ein sehr schöner Tag gewesen.Abends gab es noch ein ordentliches Essen und Bier. DAs hatte ich mir wahrlich verdient. Ich werde heute sicherlich gut schlafen...falls mir meine Gliedmaßen nicht allzu wehtun
Es waren mehr als 20 Kilometer und rund 800 Höhenmeter. Um 12 Uhr hat der Marsch begonnen und um 19:30 war ich zurück im Guesthouse
20.06.2018
Heute ist echter Ruhetag. Kein Motorradfahren, kein Herumlaufen, viel schlafen, abhängen, lesen usw.
Nach dem Frühstück habe ich nochmals 2 Stunden geschlafen. Der gestrige Tag war anstrengend, und seitdem ich jetzt von Bishkek weg bin, habe ich mir keinen echten Ruhetag gegönnt. Entweder ich bin Motorrad gefahren, oder ich bin durch die Gegend gewatschelt.
Und hier gibt's ein Café mit Kaffee und Kuchen, einige Restaurants zum ausprobieren. Was will man mehr.
Heute gab's Beshbarmak ( fünf Finger) . Fleisch, Knochenmark ( glaube ich) von Tieren, die gerade verfügbar sind. Dazu Nudeln. Und eine kräftige Suppe. Ich habe es nicht traditionell mit den Fingern gegessen. Ein klassisches Nomadenessen. Wie traditionell es in dem kirigisischen Lokal ist, weiß ich nicht. Er war nicht schlecht.

Einige Zahlen: Hauptgerichte fangen so bei 1,30€ das Bier bei 1€ im Lokal. Wenn man einen Espresso möchte kostet es so viel wie in Italien, ist aber bei weitem nicht so gut. Ein Kilo Walnüsse, ausgelöst: 7,5 € Eine Kanne Schwarztee: 50 Cent
Mein billigstes Zimmer war bis jetzt 6,4 € das teuerste so um die 25 € ( in der Hauptstadt) was alle Zimmer gemeinsam hatten: Sie waren blitzblank sauber.
Der Liter Benzin kostet ungefähr 50 Cent.
21.06.2018
Heute scheint es ein verregneter Tag zu werden. Heute möchte ich auch zur Südküste des Issykul Sees aufbrechen um ein schönes Quartier für meinen morgigen Geburtstag zu finden. Aber ich glaube das wird schwierig. Ich habe die Wahl zwischen Ostblockcharme und Touristejjurten, die überteuert sind. Bei Regen macht es halt noch weniger Spaß herumzulaufen und einen netten Platz zu suchen. Ich möchte auch drei Nächte oder so bleiben und ein paar Tagesausflüge machen.
Ich habe noch immer einen Muskelkater in meinen Waden von meinem Wandertag.
Mein GPS war inzwischen ohne mich in Karakol unterwegs . Laut Streckenaufzeichnung bin ich wildest Kreuz und Quer durch Karakol gelatscht. Sehr seltsam.
Immerhin waren es 68 Kilometer

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